Die Sonne scheint, die Wellen rauschen, ein paar Möwen kreisen am Himmel. Ansonsten herrscht himmlische Stille. Wer hat sich das nicht schon einmal gewünscht? Allein auf einer einsamen Insel. Ausspannen, die Seele baumeln lassen und einfach mal nichts tun – außer vielleicht ein gutes Buch zu lesen.
Doch was ist die perfekte Insellektüre?
Das Lieblingsbuch? Der Roman, der so facettenreich, unterhaltsam und tiefgründig ist, dass man ihn immer wieder lesen kann. Eine gute Wahl, aber irgendwie auch langweilig.
Oder eine dieser dicken Schwarten, die man laut diverser Bestenlisten unbedingt gelesen haben sollte, was man sich auch schon ewig vorgenommen hat, aber wozu man irgendwie im hektischen Alltag nie gekommen ist? Die Russen bieten sich da immer an. Wie wäre es mit „Krieg und Frieden“ oder „Die Brüder Karamasow“ – beide über 1000 Seiten lang. Wenn’s was Deutsches sein soll, vielleicht Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“? „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace ist nicht nur unendlich lang, sondern auch unglaublich kompliziert geschrieben. Das Mammutwerk schlechthin ist natürlich „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Mit über 5000 Seiten die Schwarte aller Schwarten. Besitzer eines Ebook-Readers sind hier bezüglich des Gewichtes natürlich klar im Vorteil, müssen dann beim Planen des Urlaubs aber darauf achten, dass ihre Insel auch über eine Stromversorgung verfügt. Oder sie haben ein schlaues Buch dabei, dass ihnen sagt wie man Strom erzeugt und Ladekabelanschlüsse in Palmenstämme einbaut. Was uns zur nächsten Kategorie führt.
Will man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, empfiehlt es sich immer einen guten Survival Guide dabei zu haben. Es könnte ja sein, dass man außerplanmäßig länger auf der Insel verweilen muss und was dann? „Das große Buch der Überlebenstechniken: Das umfassende Nachschlagewerk für alle, die sich in Ausnahmesituationen rasch richtig verhalten und durchsetzen wollen“ scheint das Buch für alle (Not)fälle zu sein. Ausführlich werden Basics wie Wassergewinnung, Feuer machen und das Bauen eines Unterschlupfes durch Skizzen erklärt. Wer auf Nummer sicher gehen will, besorgt sich auch gleich noch „Medizin Survival – Überleben ohne Arzt“, „Essbare Wildpflanzen“ und „Tierische Notnahrung: Überleben in der Natur“. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Apropos „Tiere essen“. Man kann seinen Inselaufenthalt natürlich auch für die literarische Weiterbildung in Sachen „Pimp Myself“ nutzen und sich durch diverse Lebensratgeber schmökern. Für die Suche nach dem „Secret“, der Glücksformel oder einfach sich selbst, ist die Einsamkeit in der Wildnis ja eigentlich das ideale Ambiente. Viel Zeit um über eigene Verfehlungen, zwischenmenschliche Beziehungen und Perspektiven im Leben nachzudenken. Am Ende könnte man als besserer Mensch die Insel verlassen. Oder aber, man hat gar keine Lust mehr in die böse Zivilisation zurückzukehren, die einen so verkorkst hat.
Vielleicht ist die beste Insellektüre einfach ein ganz banaler Groschenroman, denn er bietet leichte Kost in jeglicher Hinsicht: Nimmt kaum Platz weg im Gepäck, lässt sich schnell und ohne Probleme konsumieren, auch wenn das Gehirn urlaubsbedingt auf Leerlauf geschaltet ist. Und sollte es zu oben erwähnten Ausnahmesituationen kommen, kann man ohne schlechtes Gewissen ein paar Seiten raus reißen und wahlweise als Mahlzeit, Holzkohleersatz oder für das Schreiben einer Flaschenpost verwenden.
Süß-kitschige Inselromanze, literarisches Schwergewicht, Selbstfindungsbuch? Habt ihr Lesetipps für uns?