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In Griechenland erinnert ein US-amerikanischer Tourist Rydal Keener dermaßen an seinen verstorbenen Vater, dass er dem fremden Landsmann bis in sein Hotel folgt. Doch der junge Mann hätte besser daran getan, sich aus Chester MacFarlands Leben herauszuhalten. Denn der Anlagebetrüger ist mit seiner Frau Colette untergetaucht und Rydal verstrickt sich immer mehr in die schmutzigen Angelegenheiten des Paares. Kaum zu glauben: Patricia Highsmith, Autorin des talentierten Mr. Ripley, hatte größte Schwierigkeiten, einen Verlag für ihren Kriminalroman „Die zwei Gesichter des Januars“ zu gewinnen. Erst nach fünf Überarbeitungen gelang ihr die Veröffentlichung. Heute, 50 Jahre später, wurde das Buch neu verfilmt. Wir durften uns noch vor dem heutigen Kinostart einen Eindruck von der brandneuen Romanverfilmung verschaffen.

Der Regisseur Hossein Amini fährt große Geschütze auf: Er lässt Viggo Mortensen und Kirsten Dunst in die Rolle des Ehepaares MacFarland schlüpfen. Weniger bekannt, aber groß im Kommen ist Oscar Isaac, welcher die dritte Hauptrolle, Rydal Keener, verkörpert. Gleich zu Beginn wird klar: Das Staraufgebot und die atmosphärisch eingefangene Kulisse des sonnig-staubigen Griechenlands halten den detaillierten Beschreibungen Highsmiths absolut Stand. Ebenso die Kostüme: Chester und Colette tragen selbst bei größter Hitze und zwischen bescheidenen Griechen den Chic der 60er Jahre spazieren und ihr Vermögen zur Schau – ganz wie im Roman.

Doch so gut die Besetzung und deren Kostümierungen auch ist, die Filmcharaktere haben mit den Romanprotagonisten wenig gemein. Der launische, grob eifersüchtige und obendrein alkoholabhängige Chester ist mit Abstand am besten getroffen, wenn auch im Film klar überspitzt dargestellt. Colette hingegen wirkt weniger kokett und sprunghaft als besonnen und vernünftig. Rydal, der im Buch zunächst durchaus aufrichtig erscheint, wird zudem gleich zu Beginn des Films zum geldgierigen Frauenhelden und Betrüger degradiert. Es hat gar den Anschein, als sei er auch auf das Vermögen der MacFarlands aus, während im Buch die Ähnlichkeit Chesters mit seinem verhassten Vater das Interesse des jungen Amerikaners weckt.

I detest him. I think I am fascinated by that. […] I would like to see him fall. Just fall, in every sense of the word.

Ein Bruch zwischen Buch und Film besteht darüber hinaus in den Beziehungen der drei Protagonisten. Im Film rückt das Verhältnis der Männer zueinander in den Vordergrund, indem sowohl Chesters als auch Rydals Beziehung zu Colette eine untergeordnete Rolle spielen. Colette ist es, die im Buch, durch ihre Liebe zu beiden Männern, den Leser danach trachten lässt, deren gute Seiten zu sehen. Das Kinopublikum wird hingegen schnell auf die Verfehlungen beider Männer gestoßen. Indem der Film die Ehe der MacFarlands als zerrüttet darstellt und Rydal nicht als Geliebter sondern vielmehr als guter Freund und Beschützer Colettes erscheint, wird beispielsweise die unbegründete Eifersucht Chesters betont. Rydals spätere Aussage, er hätte tatsächlich Interesse an Colette gehabt, erweckt er den Anschein, er lege es lediglich darauf an, Chester zu provozieren. Sowohl der Vergleich Colettes mit Rydals heißgeliebter Cousine Agnes, als auch die Liebesbekundungen zwischen Colette und Rydal bleiben im Film jedenfalls gänzlich aus, während sie im Buch existieren.

‚I love you,‘ said Colette. ‚Do you mind?‘ „No,“ Rydal said, and that moment, he didn’t.

Chester begegnet Rydal im Film von Beginn an und ohne triftigen Grund mit Argwohn. So zieht er ihn auch nicht sofort über den Tod Polizisten/Privatdetektivs (Film) ins Vertrauen, sondern gibt zunächst vor, Rydal solle ihm helfen, einen betrunkenen Hotelgast in dessen Zimmer zu tragen. Während im Film anschließend das Motiv „mitgehangen, mitgefangen“ zum Tragen kommt und Chester Rydal droht, ihm Beihilfe zum Mord anzuhängen, bietet Rydal den MacFarlands in der Romanvorlage aus freien Stücken an, sie zu begleiten – motiviert nur durch sein Interesse an Chester und Colette sowie der Gefahr, die von ihnen ausgeht.

I am expecting something to hit me like a flash, a bright light in my face. I want a moment of truth – that may also kill me.

Auffällig verändert wurden zudem mehrere Schlüsselszenen: Das Kennenlernen der Protagonisten findet im Film noch vor dem ersten Mord statt. Außerdem wurde der Tod Colettes leicht geändert und die Kulisse Paris durch Istanbul ersetzt. Auch das Ende ist dem Filmmedium entsprechend angepasst worden: Es kommt zu einer sehr dramatisch gestalteten Abschiedsszene zwischen Chester und Rydal. Doch tun diese Änderungen der Geschichte keinen Abbruch, sondern verändern lediglich die Schwerpunktsetzung.

Fazit:
Beide Formate der Geschichte sind atmosphärisch, spannend und bringen das Wesentliche zum Ausdruck: Durch die Bekanntschaft mit Chester und Colette versteht Rydal die schwierige Beziehung zu seinem Vater besser und verarbeitet seinen Streit mit ihm. Während das Buch allerdings mehr auf die Dreiecksbeziehung zwischen Chester, Colette und Rydal fokussiert, steht im Film die Antipathie der Männer im Vordergrund, sodass einzelne Charaktere in der Verfilmung weniger Tiefgang erfahren.

Neben der Welt der Literatur ist sie auch im digitalen Zeitalter zu Hause. Auf der heimischen Couch bevorzugt Svea den Klassiker aus Papier, unterwegs greift sie nach aktuellen Krimis im E-Book-Format. Doch auch den neuesten Blockbuster im Kino gilt es nicht zu verpassen. In der Rubrik CineLit vereint sie beide Welten.

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