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atwood

Margaret Atwood stand schon länger auf meiner Leseliste. Neuerdings mehren sich jedoch die Zeichen, die mir einen Atwood Lesemarathon geradezu aufdrängen. Hier kommen fünf Gründe, sich endlich mal näher mit dem Werk der Kanadierin zu beschäftigen.

  1. Weil man in der heutigen Welt nicht an ihr vorbei kommt

Der Report der Magd: RomanLaut eigener Aussage geht Margaret Atwood nie mit einer politischen Agenda an ihre Bücher heran und doch sind viele ihrer Werke, allen voran »Der Report der Magd«, hochpolitisch. Atwood beschreibt in ihrem wohl bekanntesten Roman eine Gesellschaft, in der Frauen keinerlei Rechte haben und ihr Dasein als Gebährmaschinen fristen. Dreissig Jahre nach Erscheinen hat das Buch nichts an Aktualität verloren. Leider.

Don’t let the bastards grind you down.

Von einigen als Allegorie auf die Trump-Ära bezeichnet, inspirierte die Dystopie erst kürzlich eine Gruppe Frauen dazu in Washington D.C. in roten Roben und weißen Hüten gegen Diskrimierung und Beschneidung von Frauenrechten zu protestieren. Und auch die sozialen Medien sind voll mit Zitaten und Anspielen, wann immer über Sexismus und patriarchale Unterdrückung diskutiert wird (sicherlich auch wegen der preisgekrönten Serienadaption). Wer mitreden möchte, für den ist »Der Report der Magd« ein Muss.

2. Weil Atwood auch in anderen Bereichen erschreckend relevant ist

MaddAddamGerade erst wurde eine Studie veröffenlicht, aus der hervor geht, dass jeder sechste Tote weltweit auf die Folgen von Umweltverschmutzung zurück zu führen ist. Das sind drei Mal mehr Tote als durch Aids, Tuberkulose und Malaria zusammen. Außer dem obligatorischen Aufschrei wird diese Meldung, wie üblich, keine Konsequenzen haben. Wir machen einfach weiter. Sehenden Auges richten wir uns und unseren Planeten langsam zugrunde.

Life is warped. I’m just in sync.

Auch mit diesem Thema hat sich Margaret Atwood auseinandergesetzt. Ihre »MADDADDAM-Trilogie« ist in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft angesiedelt, in einer Welt, die von Chemical Engineering und medizinischen Experimenten geprägt ist. Einer Welt, die von Naturkatastrophen und Pandemien heimgesucht wird. Oryx und Crake, Toby, Ren und Zeb – sie alle versuchen nicht nur ihren Platz in dieser Welt zu finden, sondern auch eine Chance auf die Liebe und ein Stück vom Glück zu bekommen.

3. Weil sie preisverdächtig schreibt

Der blinde Mörder: RomanGerade hat Atwood den »Friedenspreis des deutschen Buchhandels« bekommen. In der allgemeinen Aufregung um die Tumulte auf der Frankfurter Buchmesse, ging diese Meldung leider etwas unter. Ein paar Tage später holte sie sich in Prag den Franz-Kafka-Literaturpreis ab. Im Laufe ihres Schriftstellerlebens stand sie auf so ziemlich jeder wichtigen Shortlist literarischer Preise – ob Nebula, Arthur C. Clarke oder Booker Prize. Letzteren bekam sie schließlich im Jahr 2000 für »Der blinde Mörder«. Man lobte die “ riesige emotionale Spannweite“ sowie „ihr dichterisches Auge für das vielsagende Detail und die psychologische Wahrheit.“

The only way you can write the truth is to assume that what you set down will never be read.

Damals setzte sie sich übrigens gegen Kazuo Ishiguro durch. Und der entschuldigte sich prompt bei ihr, als er (völlig zurecht) den diesjährigen Nobelpreis bekam – schließlich sah er sie im Rennen um die begehrte Auszeichnung weit vorne. Bei so viel Lobhudelei muss man doch einfach neugierig werden.

Weil ihr Talent abfärbt

The Power: WINNER OF THE 2017 BAILEYS WOMEN'S PRIZE FOR FICTIONAuch auf der Liste des renommierten »Women’s Prize of Fiction« stand Atwood in diesem Jahr. Bekommen hat ihn schließlich Naomi Alderman – ihre Schülerin. Atwood hatte sie im Rahmen eines Mentoren-Programmes „adoptiert“ und so den Schreibprozess von »The Power« beratend begleitet. Die Idee, ihren Protagonistinnen die Fähigkeit zu geben, andere per Stromschlag auszuschalten und ihnen somit die körperliche Überlegenheit über Männer zu schenken, so dass diese fortan in Angst vor ihnen leben müssen, kam Alderman ganz allein. Doch Atwoods Einfluss auf das Buch ist unverkennbar. Von Atwood lernen, heißt offenbar siegen lernen.

Weil sie es locker mit den Großkalibern der Literatur aufnehmen kann

Hexensaat: RomanIm Rahmen des Hogarth Shakespeare Projektes, bei dem sich bekannte Schriftsteller der Herausforderung stellten, ihr Lieblingsstück neu zu interpretieren, wählte Atwood »Der Sturm« und verlegte die Handlung kurzerhand in ein Gefängnis der Neuzeit. Hier soll ein geschasster Theatermacher eben jenes Stück mit den Insassen inszenieren. Ein Stück, an dem er vor Jahren öffentlich gescheitert ist.

Why should the other ones in this play get a second chance at life, but not him?

Intrigen, Verrat, Rache – Atwood verwebt all die Shakespeare-typischen Motive zu einer Hommage an den Großmeister des Dramas und liefert mit »Hexensaat« – wenn man den Lobgesängen des Feuilletons glauben mag – den Beweis, dass sie es einfach drauf hat.

Wer sich für Margaret Atwood entscheidet, den erwartet eine aufregende Reise durch eine faszinierende Welt – düster, doch stets durchzogen von Hoffnungsschimmern, unmenschlich und doch so menschlich. Ich bin bereit, seid ihr es auch?

Auf Anjas Speisekarte stehen überwiegend alte Schinken aus vergangenen Jahrhunderten: gut abgehangen, manchmal etwas zäh, doch immer eine vollmundige Angelegenheit. Dazu gönnt sie sich ab und zu ausgesuchte Tropfen der aktuellen Literaturlese: mal trocken-humorig, mal feinherb-gesellschaftskritisch. In ihrer Rubrik Litopian Life geht es um alles, was das Leben als Büchernarr (noch) schöner macht. Manchmal schauen hier auch prominente Bücherfreunde vorbei um von ihren Reisen durch das bunte Universum der Literatur zu berichten.

One Comment

  1. […] dem umfangreichen Werk von Margaret Atwood die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient und mindestens einer ihres Bücher zu lesen. Nach einem Vorschlag für den BuchClub gefragt, fiel mir die Entscheidung also entsprechend […]

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