Auf meinem Nachttisch liegt derzeit ein YA-Roman, der über Twitter genug gehyped wurde, um mich neugierig zu machen. Das futuristische Cover von „Want“ und die Tatsache, dass es mal nicht um die westliche Welt, sondern um Taiwan geht – ein dystopisches Taiwan in nicht allzu ferner Zukunft, dessen Luft so verschmutzt ist, dass man ohne speziellen Sauerstoffhelm und Schutzanzug nicht mehr vor die Tür gehen kann – gaben den finalen Kaufanreiz. Weit bin ich noch nicht gekommen, doch die Geschichte um Zhou und seine Freunde, die in Davidmanier gegen den Konzern-Goliath Jin-Corp antreten und Daiyu, die als Tochter des skrupellosen Konzernchefs zwischen die Fronten gerät, ist bei aller Klischeehaftigkeit in Bezug auf die Figuren, actiongeladen und spannend genug, dass vermutlich auch der Nachfolger „Ruse“ bei mir einziehen wird.
Für alle Fälle habe ich in Hinblick auf Lesenachschub im Young Adult Bereich dennoch mal in die Runde gefragt, welche aktuellen Favoriten die anderen Litopianer denn so haben.
Hier kommen ihre Antworten.
Christina und all die verdammt perfekten Tage
„All the Bright Places“ von Jennifer Niven hat mich besonders berührt, als ich es gelesen habe. Der YA-Roman behandelt viele ernste Themen, wie Depressionen, suizidale Gedanken, Trauer und Missbrauch. Dabei zeigt das Buch die Schattenseiten, genauso wie die schönen Momente im Leben der Hauptfiguren. Ich habe das Werk in zwei Tagen verschlungen und habe auch danach noch lange über die Handlung und die Figuren nachgedacht. Das Buch hat mich einfach nicht losgelassen.
Die Story dreht sich um die außergewöhnliche Beziehung von Violet und Finch, die am Anfang der Geschichte beide mit dem Gedanken spielen, sich das Leben zu nehmen. Als sie sich auf dem Schulturm begegnen, rettet Finch Violet vor dem Sturz in die Tiefe. Viel mehr als ihre Suizidgedanken scheinen die beiden auf den ersten Blick nicht gemeinsam zu haben. Violet zählt zu den beliebtesten Mädchen an der Schule. Seit einem Autounfall und dem darauf folgenden Tod ihrer Schwester, fällt es ihr aber schwer, wieder in ihr altes Leben zurückzufinden. Finch dagegen ist eher ein Außenseiter. Er eckt an und legt nicht viel Wert darauf, anderen zu gefallen. Ein gemeinsames Schulprojekt führt beide zusammen und wird ihr Leben für immer grundlegend verändern.
Nico und die Anatomie der Nacht
Ich habe mit den zwei jungen Charakteren von „Anatomical Shape of a Heart“ sowohl gelacht als auch innerlich geweint, habe mitgefiebert und Seite um Seite verschlungen – daher ist es mein YA-Favorit der letzten Jahre. Ausganspunkt der jugendlichen Empfindungsreise ist die künstlerisch begabte Beatrix Adams, dessen Traum es ist, Medizinzeichnerin zu werden. Um am gewollten College mithilfe eines Stipendiums studieren zu können, beginnt sie das Live-Zeichnen von Leichen. Ihre Konzentration auf ihr Projekt schwächelt jedoch vorschnell, als sie mit dem mysteriösen Jungen Jack zusammenstößt, der eine ganz andere, ungehörig faszinierende künstlerische Seite mit sich bringt. Neben dem familiären Ärger, den Zukunftsängsten und der emotionalen Berg- und Talfahrt zwischen Jack und Beatrix verwandelt sich der Sommer in ein ergreifendes Gemisch voller kreativer, romantischer Dates, zerreißende Enthüllungen und komplexe Emotionsstrukturen. Die Geschichte spielt dabei mit originellen Themen und setzt somit ein reizvolles Setting, in dem die Jugendmotive sich entfalten können. Die Charaktere sind außerdem vielschichtig angelegt. Die Chemie der beiden fand ich äußerst intensiv, mitreißend und witzig, aber weder übertrieben, noch cliché. Es ist keine Romance der Austen-Dynastie, in der es nur den einen gibt, sondern eine herzliche, leichte Story von zwei problembelasteten Jugendlichen, die auf unterschiedliche Weise ein Ventil in der Kunst sowie miteinander finden.
Svea und die Überlebenden
Eine Welt ohne Kinder? Nicht ganz. Die wenigen Überlebenden jedoch fristen ein tristes Dasein: abgeschottet und überwacht in Camps – oder aber verfolgt im Untergrund. Denn alle Minderjährigen, denen das mysteriöse Virus nicht das Leben gekostet hat, haben übernatürliche Fähigkeiten entwickelt, welche die Regierung zu kontrollieren versucht. Der Nachwuchs wird bewacht und auf Abstand gehalten – so auch Ruby, die durch die vermeintliche Gabe der Gedankenmanipulation alles verloren hat. Zerrissen zwischen dem Zwiespalt der eigenen Verunsicherung und dem angeborenen Freiheitsdrang erlebt sie einen abenteuerlichen, actiongeladenen Roadtrip durch eine dystopische Welt, der einfach mitreißt. Rubys Suche nach einem Platz für ihr neues Ich vereint Düsternis mit einer Prise Humor, vielen Emotionen und durchdachten Charakteren. Nicht umsonst erobert Alexandra Brackens „Die Überlebenden“ im August 2018 die große Leinwand – vorher aber hoffentlich euer Bücherregal.