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„Ich gratuliere.“ – Die letzten Worte Julia Camerons stimmen mich nachdenklich. Müsste nicht eigentlich sie beglückwünscht werden? Ich stehe, wenn überhaupt, ganz am Anfang meines Schriftstellerdaseins und kann mir herzlich wenig darauf einbilden, dass ich ein erstes Buch zum kreativen Schreiben durchgelesen habe. Sie hingegen hält seit mehr als 20 Jahren Seminare zu eben diesem Thema ab. Verschiedene Quellen nennen sie eine überaus engagierte Künstlerin oder bezeichnen sie abwechselnd als Lyrikerin, Dramatikerin, Romancier, Journalistin, Essayistin, Preisträgerin oder gar als Bestsellerautorin. Ihr Buch „Von der Kunst des Schreibens und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen“ beweist, dass auch Cameron selbst von ihrem Talent überzeugt ist. Doch hat sie wirklich ihr Ziel erreicht und mich, ihre Leserin, zu einer Schriftstellerin gemacht? Nein, ich denke nicht.

Durch die Lektüre der letzten Woche lernte ich Julia Cameron und ihre Ansichten kennen. Vielleicht ein bisschen zu gut: Ich weiß, dass sie das Schreiben als eine Art Heilverfahren für die Lebensbewältigung ansieht. Ich kenne aber auch die Namen ihrer Autos, die Farbe ihrer Tapeten und die Probleme aller ihrer Bekannten. Ich weiß, dass sie Pferdeliebhaberin ist und ihr Hang zur Esoterik ist mir besonders schmerzlich bewusst. Julia Camerons Werk ist, wie man unschwer errät, ein sehr unkonventionelles Sachbuch: Die Lektüre kommt einer Verhaltenstherapie nahe, im Zuge derer die Therapeutin all ihre Ratschläge mit ihrem eigenen Schicksal und ihrer Liebe zum Schreiben untermauert. Cameron gibt nicht etwa Tipps zum Verfassen eines Bestsellerromans. Erläuterungen zu möglichen Erzähl- und Stiltechniken sowie Schreibregeln fehlen gänzlich. Vielmehr versucht die Autorin, unterbrochen durch Anekdoten aus ihrem Privatleben, die Einfachheit des Schreibens sowie eine positive Einstellung zum schöpferischen Prozess des Schreibens zu vermitteln. Dies, ich muss es eingestehen, gelingt ihr. Tatsächlich konnte die Autorin meine Angst vor dem leeren Blatt geringfügig schmälern: Die Vorstellung eines inneren Schriftstellers, dessen Geschichte ich aufschreibe, hilft, den Druckaufbau ungemein zu bremsen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, zuzuhören, anstatt selbst zu erfinden. Die Autorin postuliert, einfach loszulegen, Offenheit statt Perfektionismus walten zu lassen und empfiehlt, sich Zeit zu nehmen. Wirklich hilfreiche Tipps sind also eindeutig in dem Buch zu finden. Sie lassen sich jedoch leider an einer Hand abzählen. Es scheint, als wiederhole die Autorin die wenigen Tipps, die sie hat – bis zur Ermüdung. Die übrigen Seiten füllt sie mit einem Loblied an das Schreiben und Übungen, die leider überwiegend trivial und in ihrem Ergebnis selten effektiv erscheinen. Indem Cameron zwischendurch immer wieder auf ihren eigenen Erfolg und ihr angenehmes Leben zu sprechen kommt, was wahrscheinlich auf eine Auflockerung abzielt, baut sie zudem unbewusst Druck auf, den sie zuvor hat einschmelzen wollen, und das wirklich gute Schreiben scheint abermals unerreichbar.

Vielleicht hat Cameron es geschafft, mich den ersten Schritt in die richtige Richtung gehen zu lassen: Ich habe etwas Motivation getankt, indem ich die Scheu davor verloren habe, den Stift in die Hand zu nehmen. Meinem eigentlichen Ziel, nämlich die Laufbahn eines Schriftstellers einzuschlagen, bin ich jedoch nur geringfügig näher gekommen. Ich finde, Cameron macht es sich leicht, indem sie sagt, jeder Mensch habe das Recht zu schreiben und sei deshalb von Natur aus Schriftsteller. Für mich jedenfalls ist Schreiben noch immer eine hoch komplizierte Angelegenheit.

Neben der Welt der Literatur ist sie auch im digitalen Zeitalter zu Hause. Auf der heimischen Couch bevorzugt Svea den Klassiker aus Papier, unterwegs greift sie nach aktuellen Krimis im E-Book-Format. Doch auch den neuesten Blockbuster im Kino gilt es nicht zu verpassen. In der Rubrik CineLit vereint sie beide Welten.

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