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Wie bereits angekündigt, nehmen wir uns in diesem Buchclub mal einen Roman zur Hand, den wir nur entdeckt haben, weil er kürzlich auf Netflix als Serie veröffentlicht wurde: You – Du wirst mich lieben von Caroline Kepnes. Ob uns der Roman wohl genauso fesseln konnte, wie die Serie?

Worum geht es in You – Du wirst mich lieben?

Als die Literaturstudentin Guinevere Beck den Buchladen betritt, in dem Joe Goldberg arbeitet, ist es für ihn Liebe – oder besser gesagt Obsession – auf den ersten Blick. Sein Ziel: Ihr Herz erobern, egal wie. Wer ihm dabei im Weg steht, wird aus dem Weg geräumt. Beck ahnt dabei nichts von der dunklen Seite ihres Stalkers, der sich Stück für Stück ihr Vertrauen erschleicht.

My middle school health teacher told us that you can hold eye contact for ten seconds before scaring or seducing someone.

Was meint die Redaktion?

Es gibt wenige Buchverfilmungen, die ich besser finde als ihre ursprüngliche Romanvorlage. Im Fall von „You – Du wirst mich lieben“ muss ich sagen, dass ich die Netflix-Serie ausgeklügelter fand als das Buch. Mir ist ein Unterschied recht deutlich klar geworden: In der Serie wirkt Joe Goldberg sympathischer und dadurch vielschichtiger. Er setzt sich für den Nachbarjungen ein, er führt eine glückliche Beziehung mit Karen (bis Beck ihn wieder von sich aus anflirtet) – sprich: Er tut Dinge abseits seiner Obsession mit Beck, die ihn nach außen wie ein im Grunde guter Kerl wirken lassen, dessen dunkle Seite leicht zu verbergen ist. Im Buch bekommt man Joes Perspektive ungefiltert präsentiert. Und seine Gedanken scheinen keinen anderen Inhalt zu haben als Beck, Beck und nochmals Beck. Und dabei sind die beiden ein Paar, das gefühlt nur zwei Buchseiten lang wirklich zusammen ist. Joe wirkt im Roman mehr wie ein kranker Stalker und nicht nur wie ein Kerl mit psychopathischen Tendenzen, der in einer toxischen Beziehung steckt.

Ich bin hin- und hergerissen. Die ungewöhnliche Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, hat mich auf jeden Fall gekriegt. Denn wir sehen alles mit den Augen des Ich-Erzählers (Stalker Joe), der die Handlung hauptsächlich in der 2. Person kommentiert, als würde er direkt mit Beck sprechen. Da Joe von Anfang an augenscheinlich viel missinterpretiert, ist seiner Version des Geschehens nicht immer zu trauen, doch da ich mich als Leser in seinem Kopf befinde, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Diese Erzählperspektive gibt dem Ganzen etwas sehr Eindringliches, Fesselndes. Leider aber auch etwas sehr Anstrengendes. Spätestens nach 100 Seiten wurde ich müde, den Gedanken eines labilen Psychopathen zu lauschen. Ich bin außerdem kein Fan expliziter Beschreibungen und mir war viele Passagen einfach zu vulgär bzw. brutal. Ein weiteres Problem waren für mich die Charaktere. Ich mag moralische Grauzonen und fehlerbehaftete Figuren, denn hey, so ist das Leben. Aber hier gab es wirklich niemanden, mit dem man sympathisieren konnte. Und so sank mit jeder Seite mein Interesse am Geschehen. Wenn unterwegs das Mitleid verloren geht und einem die Opfer fast schon egal sind, scheint irgend etwas mächtig schief gelaufen zu sein.

Die Netflix-Serie über den Stalker/Serienmörder Joe und seine Auserwählte Beck hat mich auf unaussprechliche Weise fasziniert. Insbesondere Joe mit seiner krankhaften Vorstellung von Liebe: In manchen Situationen erschreckend romantisch und menschlich, im nächsten Moment aber wieder so überzogen und brutal , dass man beginnt, sich des eigenen Sympathieempfindens zu schämen – eine interessante Erfahrung. Dem Buch fehlt es an genau diesem Zwiespalt. Hier ist der sexuell motivierte Protagonist durch und durch gestörter Psychopath. Wenn er auf vulgäre Weise Becks Hang zur Selbstbefriedigung beschreibt oder schildert, wie ihn die Vorstellung aufgeilt, die schöne Fremde in einen Käfig zu sperren, bleibt nur das Gefühl der Abscheu. Hinzu kommt die durchaus anstrengende Erzählperspektive. Du tust dies, du tust das – als Erzählerstimme zu Serienbeginn empfand ich es schon als grenzwertig. Das über mehrere Kapitel hinweg zu lesen, ist aber zweifellos einfach nur ermüdend. Für mich geht der Punkt an die Serie. Wer vor allem Joes Zwiespalt in der Serie erlegen ist, wird dem Buch zwangsläufig weniger abgewinnen können.

Wird das Werk weiterempfohlen?

Unsere Redaktion ist sich einig: Das Buch weist leider einige Schwächen auf. Auch wenn wir die Perspektive des Romans prinzipiell spannend fanden: Auf Dauer mit den kranken Gedanken eines Stalkers alleine zu sein, war für uns befremdlich und leider auch sehr anstrengend. Wir vergeben gemeinschaftlich nur 2,5 von 5 Sternen und freuen uns auf Staffel 2 der Netflix-Serie, die dank ein paar hinzugefügten Figuren, und vom Buch abweichenden Wendungen der Story, sicher wieder viel Spannung verspricht.

Habt ihr auch die Serie You verfolgt und das dazugehörige Buch gelesen? Dann verratet uns eure Meinung gerne in den Kommentaren. Wir freuen uns darauf, mit euch zu diskutieren. Weitere spannende Buchclub-Inhalte entdeckt ihr hier!

Lachen ist gesund und Christina lacht gerne und viel – so auch beim Lesen. Darum findet man in ihrem Bücherregal nur selten Krimis und kaum Sci-Fi-Werke. Stattdessen ragen eher Känguru-Chroniken aus dem Regal. Ein wenig satirisch, sozialkritisch, mit einem Augenzwinkern à la Mark Twain sollte es sein. In der litopischen Welt lädt sie einmal im Monat zum BuchClub und wirft für euch einen kritischen Blick auf aktuelle Bestseller.

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    • Christina

    • 5 Jahren ago

    Visitor Rating: 2 Stars

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