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In den letzten Wochen haben wir euch in der Schreibschule die große Welt des Enneagramms vorgestellt und gezeigt, wie ihr diese Anregungen für eure Charaktere nutzen könnt. Die 9 verschiedenen Typen findet man nämlich nicht nur in der realen Welt wieder; auch die bereits existierenden Literaturfiguren lassen sich den Typen zuordnen, egal ob vom Autor bewusst angewendet oder nicht. Hier einige Beispiele.

In einem Selbstversuch hat die Redaktion sich bekannte literarische Figuren heraus gepickt und sie dem Enneagramm so gut wie möglich zugeordnet. Wenn ihr genauso von der Theorie ergriffen seid, lasst uns eure Vorschläge wissen.

 

1. Die Perfektionisten

Die Einsen sind meist ernst und fühlen sich verpflichtet, Recht und Ordnung herzustellen. Sie gehen Konflikten aus dem Weg, tun aber auch alles, um im Leben moralische und ethische Perfektion zu erreichen.

 

Atticus Finch aus Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“

Atticus Finch ist bei Literaturliebhabern bekannt für seinen Mut und seinen Willen die Welt ein bisschen menschlicher zu machen. Als typische Eins hat er große Ideale und hegt ein gesundes Misstrauen gegenüber der Welt. In den Südstaaten der 1930er Jahre vermutlich zu Recht. Hier kämpft er als Anwalt gegen Rassismus und für Gerechtigkeit. Auch an seine Kinder appelliert er immer nach dem Besten zu streben, auch wenn man augenscheinlich bereits verloren hat

„I wanted you to see what real courage is, instead of getting the idea that courage is a man with a gun in his hand. It’s when you know you’re licked before you begin but you begin anyway and you see it through no matter what. You rarely win, but sometimes you do.“

[…]

„There’s a lot of ugly things in this world, son. I wish I could keep ‚em all away from you. That’s never possible.“

[…]

„The one place where a man ought to get a square deal is in a courtroom, be he any color of the rainbow, but people have a way of carrying their resentments right into a jury box. As you grow older, you’ll see white men cheat black men every day of your life, but let me tell you something and don’t you forget it – whenever a white man does that to a black man, no matter who he is, how rich he is, or how fine a family he comes from, that white man is trash.“

Hermine aus J. K. Rowlings „Harry Potter“

Der Starrsinn von Hermine ist wahrscheinlich bekannt. Sie will immer die Beste sein und hat am Anfang große Probleme damit, Regeln zu brechen. Außerdem ist sie immer hilfsbereit, zu einem Ausmaß, bei dem sie anderen ihre Weisheiten aufzwingt. Nicht umsonst ist sie immer Klassenbeste und perfekt als Vertrauensschüler. Auch die Situation mit dem Irrwicht zeigt ihren Einser Typ, denn sie fürchtet in ihrer damaligen Situation nichts so sehr wie schulisches Versagen.

Hermione: „Are you sure that’s a real spell? Well, it’s not very good is it? I’ve tried a few simple spells myself and they’ve all worked for me.

Hagrid: „And they haven’t invented a spell that our Hermione can’t do.

Hermione: „Well, if you two are going to chicken out, fine. I don’t want to break rules, you know.“

Ron: „I never thought I’d see the day when you’d be persuading us to break rules.

Hermione: „I hope you’re pleased with yourselves. We could all have been killed — or worse, expelled.“

2. Die Helfer

Die Zweien sind hingebungsvoll, sehr emotional und haben intensive Verbindungen zu anderen. Sie sind sehr stolz, wenn sie ihr Leben anderen Widmen können.

Holden Caulfield, Held von J.D. Salingers „Der Fänger im Roggen“

Man kann die Hingabe und Hilfsbereitschaft des 17-Jährigen besonders sehen, als er mit seiner kleinen Schwester über seine Karriere spricht:

„You know what I’d like to be?“ I said. „You know what I’d like to be? I mean if I had my goddam choice?“

„What? Stop swearing.“

„You know that song ‚If a body catch a body comin‘ through the rye?‘ I’d like–“

„It’s ‚If a body meet a body coming through the rye‘!“ old Phoebe said. „It’s a poem. By Robert Burns.“

She was right, though. It is „If a body meet a body coming through the rye.“ I didn’t know it then, though.

„I thought it was ‚If a body catch a body,'“ I said. „Anyway, I keep picturing all these little kids playing some game in this big field of rye and all. Thousands of little kids, and nobody’s around–nobody big, I mean–except me. And I’m standing on the edge of some crazy cliff. What I have to do, I have to catch everybody if they start to go over the cliff–I mean if they’re running and they don’t look where they’re going I have to come out from somewhere and catch them. I’d just be the catcher in the rye and all. I know it’s crazy, but that’s the only thing I’d really like to be. I know it’s crazy.“

 

Der Blechmann aus L. Frank Baums „Der Zauberer von Oz“

Das Herz als Zentrum für das Mitgefühl, die Hingabe. Er hat alles für seine Liebste getan, sich die Beine und den Kopf abgehackt und mit Blech ersetzt, und nicht aufgegeben. Auch mit Dorothy ist er stets empathisch.

„When I grew up, I too became a woodchopper, and after my father died I took care of my old mother as long as she lived. Then I made up my mind that instead of living alone I would marry, so that I might not become lonely.“

[…]
While I was in love I was the happiest man on earth; but no one can love who has not a heart, and so I am resolved to ask Oz to give me one. If he does, I will go back to the Munchkin maiden and marry her.“

[…]
„I shall take the heart,“ returned the Tin Woodman; „for brains do not make one happy.“

3. Die Dynamiker

Die Dreien sind auf ihre Karriere fixiert und brauchen viel Bestätigung.

Hendrik Höfgen aus Klaus Manns „Mephisto: Roman einer Karriere“

Höfgen ist aufgrund seines Ehrgeizes und seiner Gier nach Erfolg ein gutes Beispiel für eine Drei. Höfgen ist ein fordernder Charakter, der sich selbstbewusst präsentiert um zu bekommen was er will. Um erfolgreich zu sein und angehimmelt zu werden, ist ihm jedes Mittel recht.

Es war Höfgens schlaue Gewohnheit, wie ein […] Sturmwind in Schmitzens Büro zu fahren, wenn er Vorschuss oder eine Gagenerhöhung wollte.

[…]

„Höfgen wird immer im letzten Augenblick verhindert sein, wenn es sich um Angelegenheiten handelt, die bedenklich für seine Karriere werden können.“

 

Scarlett O’Hara aus Margaret Mitchells „Vom Winde verweht

Nach dem Krieg – und ihrer daraus resultierenden Armut, die schwer zu überwinden war – schwört Scarlett nie wieder Hunger leiden zu müssen. Sie sucht sich Ehemänner, die ihr einen gewissen Status ermöglichen und heiratet nicht aus Liebe, sondern zum eigenen Vorteil.

„I’m never going to be hungry again. No, nor any of my folks. If I have to steal or kill­. As God is my witness, I’m never going to be hungry again.“

[…]
But she wasn’t going to be poor all her life. She wasn’t going to sit down and patiently wait for a miracle to help her. She was going to rush into life and wrest from it what she could. Her father had started as a poor immigrant boy and had won the broad acres of Tara. What he had done, his daughter could do.

[…]
With the spirit of her people who would not know defeat, even when it stared them in the face, she raised her chin. She could get Rhett back. She knew she could. There had never been a man she couldn’t get, once she set her mind upon him.

4. Die Individualisten

Die Vieren sind stark mit ihren tiefen Gefühlen beschäftigt und leben für ihre Sehnsüchte, sind daher oft unglücklich.

Romeo aus Shakespeare’s „Romeo und Julia“

Romeo ist das Paradebeispiel. Von seinen Gefühle so übermannt, bringt er sich am Ende um, weil er seine emotionale Unreife nicht ertragen kann.

„Was bringt ihr mir neues, mein Vater? Was ist des Prinzen Urtheil? Was für ein noch unbekanntes Elend will Bekanntschaft mit mir machen?“

[…]
„Ha! Verbannung! Sey mitleidiger, sage, Tod; denn Verbannung hat weit mehr schrekliches in ihren Bliken als der Tod selbst. Sage nicht, Verbannung.“

[…]
„Du kanst von dem nicht reden was du nicht fühlst; wärest du so jung wie ich, und wäre Juliette deine Liebste, wärst du vor einer Stunde mit ihr verheurathet, und hättest in dieser Stunde Tybalten umgebracht, und liebtest bis zum Wahnwiz wie ich, und wärest wie ich verbannt – – dann möchtest du reden, dann möchtest du dir die Haare ausrauffen, und dich auf den Boden werfen, wie ich izt thue, und das Maas zu deinem Grabe nemmen.“

 

Emma Bovary aus Flauberts „Madame Bovary“

Auch Emma könnte man als typische Vier bezeichnen. Auch sie ist Gefangene ihrer melancholischen Gefühle und ihrer Sehnsuch nach einem Ausbruch aus dem bürgerlich langweiligen Leben, das sie ihrer Meinung nach führt.

„Widerlich sind mir Alltagsleute und lauwarme Gefühle.“

[…]
Ach, auch Emma hätte aus diesem Leben fliehen mögen, weit weg in Liebesarmen!

Doch auch die Flucht in die Arme eines Anderen bietet ihr nicht das ersehnte Glück. Die extremen Gefühlsschwankungen der Vieren können für Mitmenschen zu einer Belastung werden.  Und an den idealisierten Fantasiegebilden, die sich Vieren gerne herbei träumen, muss jede reale Person unweigerlich scheitern.

Es verstimmte Leo jetzt, wenn Emma ohne besondre Veranlassung an seiner Brust schluchzte. Und wie es Leute gibt, die Musik nur in gewissen Grenzen vertragen, so hatte er für die Überschwenglichkeiten ihrer Liebe kein Gefühl mehr. Die wilde Schönheit dieser Herzensstürme begriff er nicht.

[…]
Sie kannten einander zu gut, als daß der gegenseitige Besitz sie noch zu berauschen vermochte. Ihre Liebe hatte die Entwicklungsfähigkeit verloren. Sie waren beide einander überdrüssig, und Emma fand im Ehebruche alle Banalitäten der Ehe wieder.

[…]
Sie hörte nicht auf, ihn mit verliebten Briefen zu überschütten. Ihrer Meinung nach war es die Pflicht einer Frau, ihrem Geliebten alle Tage zu schreiben. Aber beim Schreiben stand vor ihrer Phantasie ein ganz anderer Mann: nicht Leo, sondern ein Traumgebilde, die Ausgeburt ihrer zärtlichsten Erinnerungen, eine Reminiszenz an die herrlichsten Romanhelden, das leibhaft gewordne Idol ihrer heißesten Gelüste.

 

Beim nächsten Mal geht es weiter mit Beispielen der Typen 5 bis 9.

 

Hinter der Vielfalt seines Bücherregals verbirgt sich eine Sympathie für Werke entsprungen aus den Genres Fantasy, Sci-Fi, Horror und Gesellschaftskritik. Als geneigter Leser wandelt Nico zwischen der LitWelt und SchreibWelt. In letzterer tradiert er seine Erfahrungen als Lektor, Autor und Verleger zur Unterstützung aufstrebender Schriftsteller.

One Comment

  1. […] Mit einigen Schreibthemen hatten wir in der Redaktion wirklich ganz besonderen Spaß – darunter fallen so Themen wie „10 Gründe für den Charakter-Tod“, „Copyright“ und der Ausflug in die „Enneagramm-Protagonisten“. […]

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