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Wir leben in Zeiten, in denen alles schon einmal da war, wir können weder das Rad neu erfinden noch die Elektrizität und genausowenig den perfekten Romanplot mit den originellsten Protagonisten. Intertextualität ist nicht umsonst eine Schlüsseltechnik vieler zeitgenössischer Autoren. Sich auf das Werk der anderen zu beziehen und sich auf diese Weise intellektuell damit auseinanderzusetzen ist sicherlich vielen Autoren ein ernstes Anliegen und ein wichtiger Baustein ihrer persönlichen Schreibphilosophie. Doch handelt es sich in manchen Fällen nicht letztendlich um eine Legitimation des Plagiats? Liest man in Ratgebern und Foren, so scheint es durchaus verbreitet, dass sich Autoren und solche, die es werden wollen, von Büchern anderer inspirieren lassen, sobald ihnen die Ideen ausgehen. Dass sich Ideen im Austausch mit anderen Menschen leichter generieren lassen ist nicht zuletzt dank Konzepten wie Wikipedia, die auf die Intelligenz der Masse setzen, kein Geheimnis mehr. Denn auch die Verlage setzen gerne auf Bewährtes. Es eine Tatsache, dass Lektoren häufig nach Manuskripten suchen, die „so ähnlich sind wie …“. Ein Erfolgsbuch zieht nahezu automatisch die Veröffentlichung „ähnlicher“ Bücher anderer Autoren und Verlage nach sich, was sich meist bereits an der analogen Covergestaltung ablesen lässt. Auch wenn manchmal inhaltlich etwas Anderes drinsteckt, so soll immerhin durch das Äußere die Nähe zu einem bestimmten Thema, Bestseller oder Autor suggeriert werden. Künstlich einen Wiedererkennungswert zu konstruieren ist letztendlich kaltes Kalkül, die Mechanik des wenig risikofreudigen Buchmarktes. Gerade die großen Publikumsverlage scheuen Stoffe, die gerade nicht in sind und als unbekannter Autor ist es schwer bis unmöglich einen Fuß in die Tür zu kriegen. Warum ein wirtschaftliches Risiko eingehen, wenn man selbst den fünften Dan-Brown-Abklatsch noch besser verkaufen kann als Gretchen Müller von nebenan?!

Um in die Rolle des Autors zu schlüpfen: Muss man sich diesem Druck beugen? Gibt es denn tatsächlich keine neuen Stoffe und sprachlichen Finessen mehr? Sind sämtliche menschlichen Konflikte, Abgründe und Schicksalsschläge auch durch die Darstellung in anderen Medien bereits völlig abgenutzt?! Wodurch kann man einen Leser noch überraschen? Und kann man Kreativität lernen oder fördern – oder sollte man bestenfalls als literarisches Genie geboren sein? Neben der bei Wikipedia empfohlenen Kopfstand-Meditation, die wir niemandem ernsthaft ans Herz legen wollen, muss es auch sinnvolle Techniken geben, die beim Entstehen einer Romanidee hilfreich sein können. Sollte man zumindest meinen. Wie bereits erwähnt: allen voran der Austausch mit anderen ist Gold wert. Nicht zuletzt aus diesem Grund bietet Buchbesprechung.de ein Forum für Autoren, denn viele sehen und wissen immer mehr als einer, und nicht jeder hat ein privates Umfeld aus Schriftstellern und Verlagsmenschen. Außenstehende können dank ihrer Distanz zum Text manchmal tatsächlich unvoreingenommener beurteilen, was einer Geschichte fehlt, oder was vielleicht zu viel ist. Und das ohne jene Hemmschwelle, die im Bekanntenkreis vielleicht vorherrschen mag. Die Vernetzung online kann vielfältig sein: Sich gemeinsam Schreibaufgaben vorzunehmen, sich ein Thema vorzugeben und zu vergleichen, was am Ende dabei herauskommt, ist nicht nur spannend, sondern baut auch Druck von außen auf. Wer mit seinem Projekt allein im stillen Kämmerchen sitzt, wird in kritischen Momenten eher dazu neigen, nicht weiterzuschreiben, als jemand, der schon vielen Menschen davon erzählt und konstruktive Kritik erhalten hat.

Und auch für denjenigen, der nicht der Community-Typ ist, gibt es Lösungen: Wer noch am Anfang eines Projektes steht und nicht über dieses Stadium hinauskommt, dem ist vielleicht mit einem „mechanischen“ Schreibansatz geholfen. Listen mit potentiellen Charakteren, Orten oder Problem zu erstellen und zunächst aus zufälligen Konstellationen einen Plot zu konstruieren, der weiter durchdacht oder später womöglich weiter abgewandelt werden kann, kann einem zur Beschäftigung mit einem Stoff führen, auf den man womöglich von sich aus nie gekommen wäre. Zufällig gewählte Stichworte aus Wörterbüchern können ebenfalls eine gute Methode sein, um überhaupt erst mit dem Schreiben anzufangen. Oft liegt die ungewöhnliche Idee näher, als man denkt. Auch unterwegs, in Cafés oder in der U-Bahn kann man auf Ideen stoßen: Merkwürdige Menschen oder Alltagsszenen, zu denen man sich eine Geschichte vorstellen könnte, oder, oder, oder… Wer ein Notizbuch dabei hat, kann sich Alltagsbeobachtungen sofort festhalten und zu Hause daran weiterarbeiten. Und wenn gar nichts mehr geht?! Es kann nicht schaden, an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten. Texte oder Ideen, die nicht funktionieren, kann man leichter aufgeben, wenn man Alternativen parat hat. Vielleicht kann es auch eine Option sein, einen Ausflug in ein anderes Genre zu unternehmen. Romanze statt Science-Fiction, Fantasy statt Kriminalroman. Das kann zunächst vielleicht einfach nur Spaß machen und vom eigentlichen Problem ablenken, bringt womöglich aber auch verborgene Talente zum Vorschein. In diesem Sinne: Lasst euch Plots und Charaktere einfallen, die die Welt noch nicht gesehen hat. Und wollen wir hoffen, dass dann auch den Verlagen ein Licht aufgeht.

Ich lese, ich schreibe, ich leuchte mit Wort und Satz.

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